Neue Perspektiven für kleine Bibliotheken durch
Kooperationen mit Schulen
Für uns Bibliothekare sind die Aufgaben der Öffentlichen Bibliotheken vertrauter, als jene der Schulbibliotheken. Wenn wir an Kooperationen mit Schulen interessiert sind, müssen wir uns mit den Funktionen der Schulbibliothek auseinandersetzen. Die Bibliotheksräume, die Ausstattung, der Medienbestand sowie die Erschließung und Verwaltung müssen auf diese Funktionen abgestimmt werden. Sechs inhaltliche Hauptschwerpunkte spiegeln die Hauptaufgaben wider: 1.Bibliothek als Informations- und Wissenszentrum Die Schulbibliothek ist das Informations- und Wissenszentrum der Schule. Sowohl SchülerInnen als auch LehrerInnen finden hier in gleicher Weise die erforderlichen Informationen. SchülerInnen sollen in der Bibliothek zum selbständigen Wissenserwerb angeleitet werden. Die Vermittlung des Wissensstoffes im Unterricht braucht nicht mehr nur durch die LehrerInnen selbst die Unterlagen zu beschaffen, Informationen zu ermitteln und sich mit ihnen auseinanderzusetzen, um diese nach unterschiedlichen Aspekten auszuwerten. Dadurch wird der Unterricht abwechslungsreicher und interessanter. Für den Lernprozess bedeutet dies stärkere Berücksichtigung des Wissenstandes, des Lerntempos und der Lernbedingungen der/des einzelnen SchülerIn. 2. Die Schulbibliothek als Medienzentrum Alle Medien einer Schule werden in der Schulbibliothek zentral erfasst und erschlossen. Hier werden alle Medien katalogmäßig erfasst, systematisch erschlossen und sachgerecht in Freihandaufstellung den SchülerInenn und LehrerInen zugänglich gemacht. Dadurch sind die gesuchten Materialien schnell und zuverlässig aufzufinden und können für den Unterricht und für das individuelle Arbeiten eingesetzt werden. Hier stehen alle Medien die der Schule zur Verfügung stehen. Neben Büchern und Zeitschriften Videos, DVDs, Tonträger, CD-Roms u.a. Auch die für die Vorbereitung des Unterrichts notwendigen Materialien sollen durch den Schulbibliothekar verwaltet werden. So kann sichergestellt werden, dass alle LehrerInnen einer Schule Zugriff auf alle Unterrichtsmittel haben. 3. Die Schulbibliothek als Unterrichtszentrum Gut ausgestattete und gut funktionierende Schulbibliotheken sind ein wertvolles Arbeitsinstrument schulischen Lehrens und Lernens. Auch heute noch ist der Frontalunterricht in Schulen häufig anzutreffen. Durch die starke Dominanz der LehrerIn kommt es kaum zu einem entspannten Gesprächs- und Lernklima. Andreas Papendieck schreibt in seinem Aufsatz über die Entwicklung der Schulbibliotheken in England und den USA bezüglich der Einbindung der Schulbibliothek in den Unterricht folgendes: scheint, als hätten die Fachlehrer den Reiz methodischer Vielfalt in den Bibliotheken entdeckt. Verstärkt findet jetzt Unterricht, zumeist projektbezogen, in der Bibliothek statt, in den einzelnen Fächern bis zu 20 Prozent der Gesamtunterrichtszeit. Nicht mehr die Kenntniserwerbung ist das Ziel, sondern das Verstehen (PAPENDIECK 1993, S. 24). 4. Die Bibliothek als Lehrzentrum im Sinne der Bibliotheksnutzung Um im Unterricht, bei Gruppen- und Einzelaufgaben mit den Medien der Bibliothek arbeiten zu können, ist es notwendig, dass SchülerInnen wissen, wie sie die Fülle der Medien und technischen Hilfsmittel sinnvoll nützen können. Sie werden durch die BibliothekarInnen zum selbstständigen Umgang mit dem Buch bzw. der Bibliothek angeleitet und sollen außerdem befähigt werden, später auch jede Wissenschaftliche- und Öffentliche Bibliothek benutzen zu können. 5. Die Bibliothek als Lesezentrum Die Schulbibliothek stellt ihren Bestand SchülerInnen und LehrerInnen zur freien Nutzung zur Verfügung. Die Bibliothek soll speziell für SchülerInnen ein Freiraum für Erholung und Entspannung sein.. In der Freizeit bedienen sich Kinder und Jugendliche bei erzählender Literatur wie z. B. Abenteuerromanen, Märchen, Sagen, Comics u. a., wobei die persönlichen Vorlieben und Interessen der SchülerInnen im Vordergrund stehen. 6. Die Bibliothek als Kommunikations- und Kulturzentrum Die Bibliothek ist der Ort, an dem ungezwungen kommuniziert werden kann. Hier können LehrerInnen und SchülerInnen sich näher kommen, miteinander diskutieren, arbeiten und sich gegenseitig helfen und beraten. Die Bibliotheksräume müssen so gestaltet sein, dass sie durch ihre wohnliche Atmosphäre und flexible Ausstattung Aktivitäten wie Autorengespräche, Vorlese- und Erzählstunden, Mitspieltheater, Multimediapräsentationen und vieles andere möglich machen. Die Lage der Bibliothek im Schulgebäude Die Bibliothek soll am sinnvollsten ebenerdig, in der Nähe des Gebäudeeinganges oder zentral im Schulgebäude situiert sein. Der tägliche Weg sollte die SchülerInnen möglichst an der Bibliothek vorbei führen und sie durch ihre ständige Präsenz anlocken. Der Eingangsbereich sollte deshalb möglichst einladend gestaltet werden, großflächige Verglasung den Blick nach innen ermöglichen und Lust zum Eintreten wecken. Außerdem sollten die Wegstrecken von allen Klassen auch während der Unterrichtszeit ohne großen Zeitverlust zu bewältigen sein. Sollte in weiterer Folge die Bibliothek auch für die Öffentlichkeit zur Verfügung stehen, müsste sie direkt am Gebäudeeingang situiert sein, oder über einen Zugang von außen verfügen. Die erforderliche Raumgröße ergibt sich aus der unter 5.2.1 angeführten Größenklasse und dem errechneten Flächenbedarf. Die Schulbibliothek muss demnach groß genug sein, damit eine gesamte Schulklasse ihren Unterricht darin durchführen kann und eine klare und übersichtliche Gliederung und Präsentation des Medienbestandes möglich ist. Die Bibliothek sollte nicht nur Arbeits- und Informationszentrum sein, sondern auch die Möglichkeit bieten, bibliotheksrelevante Veranstaltungen durchzuführen. Die Gestaltung des Bibliotheksraumes Die Gestaltung der Bibliothek muss auf das Engste mit den Funktionen, die sie zu erfüllen hat, verflochten sein. Ihre vielfältigen Dienstleistungen, die sie zu erbringen hat, erfordern einzelne Nutzungsbereiche, die unterschiedlich zu gestalten sind. Dabei ist Übersichtlichkeit, Offenheit und Transparenz der Bibliothek für die Raumgliederung ebenso bedeutsam wie Möbelaufstellungen, die abgeschirmte Zonen garantieren: Durch eine klare Zonenbildung wird der funktionelle Ablauf sowohl für die BibliothekarInnen als auch für die BenutzerInnen überschaubar. Die Bereichsgestaltung ist je nach Bibliothekstyp unterschiedlich auszulegen. Eine Bibliothek in einer Volksschule hat andere Funktionen wie beispielsweise die Bibliothek an einer Höheren Schule. Allgemein kann festgestellt werden, dass eine großzügigere Raumfläche eine konsequente Bereichsbildung erleichtert. Abbildung 2: Der Eingangsbereich braucht großzügige Flächen für Ausleihtheke, EDV-Recherche- und Zeitschriftenleseplätze Der Lese- und Kommunikationsbereich steht prinzipiell in engem Zusammenhang mit dem Medienbestand. Sitzmöbel mit gutem Wohnkomfort und architektonischem Pfiff sollen dem Bibliotheksraum eine individuelle Note verleihen. Dabei ist darauf zu achten, dass möglichst solche Möbel verwendet werden, die Raumflexibilität und unterschiedliche Gruppengrößen ermöglichen. Einzelleseplätze sollen SchülerInnen und LehrerInnen die Gelegenheit bieten, sich störungsfrei in ein Buch vertiefen zu können. Im Veranstaltungs- und Kommunikationsbereich soll ganzen Schulklassen die Möglichkeit geboten werden, miteinander auf kommunikativer Ebene zu arbeiten und zu spielen. Dabei haben sich einladend gestaltete Sitzstufen sehr bewährt, da diese Form die sonst in Schulen übliche Anordnung der Arbeitsplätze durchbricht und eine lockere und kreative Arbeits- und Gesprächsatmosphäre schafft. Sitzstufen sind darüber hinaus beliebte Treffpunkte während der Pausen. Abbildung 3: Im Kommunikationsbereich befinden sich die attraktiven Sitzstufen, die sich sowohl für Unterrichtszwecke als auch als Treffpunkt der Kinder bestens eignen. In der ruhigeren Zone der Bibliothek befinden sich die Arbeitsbereiche, in denen ungestört und konzentriert gearbeitet werden kann. Durch Bibliotheksmöbel werden abgeschirmte Flächen erzeugt, in denen sowohl individuelles Einzelstudium als auch Arbeit in Gruppen möglich ist. Da in der Bibliothek eine gesamte Schulklasse auch in Gruppen arbeiten können muss, sind vier Gruppenbereiche mit je sechs Arbeitsplätzen vorzusehen. Die Einzelplätze sollten möglichst an den Fensterflächen situiert werden, um optimale Lichtverhältnisse zu gewährleisten. Durch eine gezielte Regalaufstellung werden nicht nur die einzelnen Lese- und Arbeitsbereiche unterteilt, sondern auch die verschiedenen Medien-bestandsgruppen voneinander sinnvoll abgegrenzt. Abbildung 4: Im ruhigeren Teil der Bibliothek befinden sich Arbeitsplätze für Gruppen- und Einzelarbeit. Audiovisuelle Medien und Geräte in der Bibliothek In der modernen Bibliothek ist der Trend zu vielfältigen audiovisuellen Medienangeboten bemerkbar. CD-Roms, DVDs und andere audiovisuelle Medien werden für den Gebrauch sowohl im Unterricht als auch in der Freizeit eingesetzt. Dahingehend muss auch die technische Ausstattung der Bibliothek, mit der Möglichkeit zur Erweiterung, ausgerichtet sein. Zur Grundausstattung gehören heute: Viele Schulen bieten auch die Möglichkeit, den Umgang mit den neuen Medien im Rahmen einer an die Bibliothek angeschlossenen Lernwerkstatt zu erlernen. Dabei lernen die SchülerInnen sowohl den Umgang mit technischen Geräten als auch die Vielfalt der unterschiedlichen Medien zu nutzen und miteinander zu verknüpfen. Viele Schulen bieten auch die Möglichkeit, den Umgang mit den neuen Medien im Rahmen einer an die Bibliothek angeschlossenen Lernwerkstatt zu erlernen. Dabei lernen die SchülerInnen sowohl den Umgang mit technischen Geräten als auch die Vielfalt der unterschiedlichen Medien zu nutzen und miteinander zu verknüpfen. Für die Ausstellung: Einwohner: 6000
Bibliothek Gmünd
Einwohner: 2.700
Bibliothek Metnitz
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